Biathlon-Talent DSV: Julia Tannheimer

Beim Biathlon Weltcup in Kontiolahti 2024 startete Julia Tannheimer mit einem großen Ausrufezeichen in die Saison. Im Massenstart jagte sie mit Franziska Preuß und Vanessa Voigt über die steilen Anstiege. Ihr fünfter Platz ist eine Sensation.

Julia Tannheimer
Julia Tannheimer | Foto: DSV

Nur wenige Sekunden trennten Tannheimer am Ende von einem Podiumsplatz im Zielsprint mit Franziska Preuß und Vanessa Voigt musste sie abreissen lassen. Genau genommen hatte sie ihre beiden Team-Kolleginnen ins Ziel gejagt und wahrscheinlich das letzte aus ihnen herausgeholt. Ihre Leistung auf der Loipe war sensationell und das Interview im Ziel unbekümmert ehrlich.

Julia Tannheimer: ihre Kindheit

Die gebürtige Ulmerin Julia Tannheimer entdeckte ihre Leidenschaft für den Biathlon durch Zufall.  Eine Freundin ihrer Mutter sah in der Zeitung eine Anzeige für einen Tag der offenen Tür in einer Biathlon-Anlage in ihrer Nähe. Da Julia und ihr Bruder schon immer gerne Biathlon im Fernsehen geschaut hatten, besuchte die Familie die Anlage und die beiden Kinder nahmen an einem Schnuppertraining teil. Beiden Kindern machte es so viel Spaß, dass sie dabeiblieben. Zu diesem Zeitpunkt war Julia 10 Jahre alt und hatte zuvor verschiedene Sportarten ausprobiert, darunter Leichtathletik, Turnen und Zirkus. Ihr sportliches Talent zeigte sich allerdings nicht in allen Sportarten. Im Sportunterricht war sie in Ballsportarten wie Fußball, Volleyball und Basketball eher eine „Niete“. Lediglich in Ausdauerdisziplinen wie dem 800-Meter-Lauf konnte sie in der 5. und 6. Klasse überzeugen.

Was sie am Biathlon besonders faszinierte, war die Ungewissheit: Man kann nie vorhersagen, wie ein Rennen verlaufen wird, selbst wenn man fit ist und das Schießen gut klappt. Schon kleine Faktoren wie Wind können das Ergebnis beeinflussen. Am Anfang trainierte Julia zweimal pro Woche, montags und freitags. Nebenbei betrieb sie weiterhin Leichtathletik und ging mit ihrem Vater joggen. Mit 14 oder 15 Jahren, bevor sie zum Kleinkaliber wechselte, entschied sie sich, Biathlon als Leistungssport zu betreiben und begann, intensiver zu trainieren. Ab diesem Zeitpunkt trainierte sie drei- bis viermal pro Woche. Besonders anstrengend für die Familie war die Tatsache, dass Julias Mutter sie jeden Tag zur Trainingsstrecke fahren musste, da auch ihre jüngeren Geschwister Biathlon betrieben und an unterschiedlichen Tagen Training hatten.

Hartes Training im Skiinternat

Im Alter von 12 bis 14 Jahren war Julia zwar gut, aber nicht unbedingt die Beste in ihrer Altersklasse. Sie belegte in dieser Zeit meist Plätze um den 6. oder 7. Platz im Deutschlandpokal. Erst mit 15 oder 16 Jahren verbesserte sie sich deutlich und war dann deutschlandweit an der Spitze. Mit 16 Jahren wechselte Julia dann ins Skiinternat Furtwangen im Schwarzwald, um sich noch besser auf den Biathlon konzentrieren zu können. Nach ersten Erfolgen im Deutschen Schülercup und einer erfolgreichen Zeit am Skiinternat Furtwangen, wurde sie 2021 in den Nachwuchskader des DSV aufgenommen.

Der Durchbruch in der Jugend:

In der Saison 2021/22 dominierte Tannheimer die deutsche Jugendkonkurrenz und überzeugte bei ihren ersten internationalen Einsätzen. Bei den Jugend-Weltmeisterschaften 2022 in Soldier Hollow zeigte sie ihr großes Potenzial und sicherte sich Top-10-Platzierungen. 

 

Julia Tannheimer – Erfolge im Juniorenbereich:

Die folgenden Jahre waren geprägt von kontinuierlichen Erfolgen. Bei den Youth Olympic Games 2023 in Forni Avoltri gewann Tannheimer Gold im Einzel und Silber mit der Mixed-Staffel. Der absolute Höhepunkt folgte bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Schtschutschinsk, wo sie gleich vier Medaillen holte, darunter drei Goldene.

Der Sprung in den Erwachsenenbereich:

Mit ihrem ersten Sieg im IBU-Cup im Dezember 2023 unterstrich Tannheimer ihre Weltklasse. Ihr Debüt im Weltcup im Januar 2024 war ebenso beeindruckend. Die junge Deutsche zeigte, dass sie auch im Erwachsenenbereich mithalten kann. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2024 in Otepää sammelte sie weitere Medaillen, bevor sie sich voll und ganz auf den weiteren Aufbau ihrer Karriere im Weltcup konzentrierte. Nach ihrem Abitur 2024 wurde sie in die Sportfördergruppe der Bundeswehr in der Schwarzwald-Kaserne aufgenommen. Sie trainiert seitdem am Bundesstützpunkt Notschrei unter der Leitung von Roman Böttcher.

Julia Tannheimer ist zweifellos eine der spannendsten Biathletinnen im DSV-Kader – dabei ist die Sportsoldatin nicht einmal in der höchsten Leistungsgruppe des DSV eingruppiert. Ihre außergewöhnliche Kombination aus Laufstärke und Schießsicherheit verspricht eine große Zukunft. Mit ihren zahlreichen Erfolgen hat sie bereits jetzt ihren Platz in der Geschichte des deutschen Biathlons gesichert. Julias jüngerer Bruder Lukas ist ebenfalls Biathlet im DSV-Kader. Vielleicht motivieren ihn die Erfolge der Schwester ebenfalls zu neuen Höchstleistungen? Inzwischen wird Julia Tannheimer von Andreas Birnbacher trainiert.

Andreas Birnbacher
DSV-Trainer Andreas Birnbacher | Foto: DSV

Weltcup 2024/25
Sensationeller Start in die Biathlonsaison beim Weltcup in Kontiolahti mit einem 5., 6, und 7. Platz. Die beste Platzierung gelang ihr im Massenstart.

 

https://www.youtube.com/watch?v=V6OsY-S7J-I

 

Weltcup 2023/24
Erste Weltcup-Platzierung: 2024 Ruhpolding 15. Sprint

Weltcup-Gesamtwertung: 2024: 67.

IBU-Cup-Gesamtwertung: 2024: 9.

JWM 2024 Otepää 1. Einzel
JWM 2024 Otepää 1. Staffel
JWM 2024 Otepää 2. Mixed-Staffel
JWM 2024 Otepää 2. Sprint
JWM 2024 Otepää 11. Massenstart

https://youtu.be/DJ5lQ-pFFaM?feature=shared

 

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